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Channel: Kommentare zu: Griechenland: Exporte mit -6,8%
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Von: Georg Trappe

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Hallo JL,

vielen Dank fuer die Hinweise auf die Artikel im Griechenland Blog. Um bei der Einordnung dieser Hinweise behilflich zu sein, moechte ich auf die Geschichte Griechenlands nach dem zweiten Weltkrieg verweisen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland#Nachkriegszeit:_B.C3.BCrgerkrieg_und_Westintegration

Die Frage, wie man ein Land, das derartige Schwierigkeiten durchlebt hat, politisch und wirtschaftlich stabilisiert, ist wahrscheinliche eine der interessantesten auf diesem Planeten.
Die Frage, warum in Deutschland die Rezepte des Wirtschaftsliberalismus nach 1948 zu einer Bluete gefuehrt haben und in Griechenland nicht, schliesst sich gleich daran an. Buergerkrieg, Monarchie, Putsch und Militaerregierung bis 1974 in Griechenland moegen da eine Rolle gespielt haben.

Man kann mit Kreditexpansion sehr viel erreichen. Hjalmar Schacht hat damit unter den Augen und gegen den Willen der Siegermaechte des ersten Weltkriegs die Wiederaufruestung Deutschlands ermoeglicht und organisiert (Mefo Wechsel). Der Wiederaufbau Deutschlands nach der Waehrungsreform 1948 geht auf das gleiche Schema zurueck. Es gibt ueberaschend viele Beispiele, wo die Sache relativ lange gut laeuft. Aber es gibt noch viel mehr Beispiele, wo die Sache sehr schnell schlecht laeuft. Ob man eine junge Industrie (dotcom) mit Geld/Kredit flutet oder amerikanische Haeuslebauer, deren Jobs man gleichzeitig nach China exportiert, oder eine um Stabilitaet ringende Volkswirtschaft in Suedeuropa ist vollkommen unerheblich. Das Ergebnis ist immer das selbe. Vollkommen ueberzogene Erwartungen koennen nicht erfuellt werden und loesen das Versiegen des Geldstroms und damit den Zusammenbruch aus.
Und anstatt aus diesen schlechten Erfahrungen zu lernen und sich die Frage zu stellen, ob es da vielleicht ein prinzipielles Problem gibt, das frueher oder spaeter alle auf Kreditexpansion beruhende “Erfolgsgeschichten” einholt, treibt man das Spiel auf die Spitze, indem man es globalisiert. Vokswirtschaften, in denen vor 50 Jahren der ueberwiegende Teil des BIPs mit Wasserbueffeln auf Reisfeldern erwirtschaft wurde, werden genauso mit Kredit vollgepumpt und auf den “gleichgewichtigen Wachstumspfad” gebracht, wie Volkswirtschaften, die es erst seit 230 Jahren gibt. Und zwar ohne Sinn und Verstand fuer Geschichte, Kultur oder gar die Menschen, die es betrifft. Ein radikalerer Totalitarismus ist kaum vorstellbar. Oder?
Aber es firmiert unter Wirtschaftsliberalismus.

Viele Gruesse

Georg Trappe


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